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Im Interview mit Kerstin Meisner

14.12.2021 | Bochum

Kerstin Meisner im Interview

Kerstin Meisner hat im Jahr 2000 die Memo Media GmbH gegründet, denn es lag ihr schon immer daran, Menschen, die sich gegenseitig bereichern können, miteinander in Kontakt zu bringen. Und damit hat sie in mehr als 20 Jahren eine unglaubliche Vernetzung unterschiedlicher Protagonisten erreicht.

Bei Memo Media kümmert sie sich um Kooperationen und Partnerschaften, die strategische Entwicklung und ist verantwortlich für den redaktionellen Part. Nun hat sie sich in die Bundeskonferenz der Veranstaltungsbranche wählen lassen. Wir haben Sie hierzu interviewt.

Kerstin Meisner im Interview
Fotos: Alexander Franz / Ivan Toscanelli

RK: Liebe Kerstin, du setzt dich seit 20 Jahren aktiv für die Veranstaltungsbranche ein. Wie kam es dazu, dass du jetzt auch gewählte Vertreterin der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft bist?

KM: Als Herausgeberin der großen Plattformen memo-media.de & Eventbranchenverzeichnis.de habe ich Kontakt zu so gut wie allen Gewerken unsere Branche, zu Planern, Künstlern und Dienstleistern. Ich glaube, ich kann ganz gut erspüren, wie es den einzelnen ergeht und so für die breite Vielfalt, die unsere Branche ja auszeichnet, sprechen. Deswegen – und weil ich denke, dass sich mehr Frauen auch politisch engagieren sollten – habe ich mich für die Wahl aufstellen lassen. In der Tat habe ich bisher nur wenige politische Netzwerke wie andere im Rat der Vertreter:innen. Aber aus diesem Grunde sind wir ja zu elft, so kann jede:r ihre Stärken einbringen.

RK: Was macht die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft genau - was sind deren Ziele?

KM: Unser oberstes Ziel ist, dass die Veranstaltungswirtschaft nie wieder die vergessene Branche sein wird. Die Plattform der Bundeskonferenz muss dafür sorgen, dass unsere Branche bei den politischen Entscheidern in Berlin ähnlich bekannt wird wie andere Wirtschaftszweige. Die Automobilindustrie, Luftfahrt, die Hotellerie und Gastronomie mit der DEHOGA wurden nicht nur sofort gehört, als es 2020 kritisch wurde. Man hat sie von vornherein mitgedacht. Wir wollen mit der Bundeskonferenz das wirtschaftliche Bestehen der Branche langfristig sichern.

RK: Die Veranstaltungsbranche hat mit der Bundeskonferenz nun eine Stimme. Alles nur wegen Corona? Aber was passiert nach Corona?

KM: Die erste Frage, die uns politische Entscheidungsträger immer wieder fragen lautet: „Wer seid ihr und wie viele?“ Wir müssen die Branche vermessen lassen ähnlich der Kultur- & Kreativwirtschaft. Dann können wir in Krisen egal welcher Art schnell agieren. Denn langfristig hat die deutsche Veranstaltungswirtschaft wirklich alles, um ihre Top-3-Position in der Welt halten und ausbauen zu können: Expertise, Technik, Professionalität. Das wird uns aber nur gelingen, wenn nach der Pandemie nicht alles Kapital aufgezehrt ist und die 55 % Mitarbeiterabwanderung wieder ausgeglichen werden kann. Deswegen brauchen wir nach Corona eine Art Marshallplan mit Image-Kampagne und Investitionsplan.

RK: Wie viel Engagement bedeutet das für dich und wie kriegst du das als Unternehmerin alles unter einen Hut?

KM: Gute Frage, das weiß ich beides noch nicht. Und es gibt Situationen, die man ohne einen gewissen Anteil von Naivität sicher nicht eingeht. Als ich gefragt wurde, ob ich mich in den Rat der Vertreter:innen wählen lassen will, habe ich nicht lange überlegt, weil die Unterstützung der Branche für uns ein Herzensthema ist. Für uns – das heißt, für uns als memo-media und für uns in meinem privaten Umfeld. Ich weiß, dass mein Kompagnon Jens Kahnert voll und ganz hinter meinem Engagement steht und auch mein Mann, der selbst selbstständig in der Eventbranche ist. Wie sich das Puzzle meiner Aufgaben schließlich zusammenfügt, wird sich zeigen. Viele, viele in meinem Umfeld haben mir Unterstützung angeboten und darauf werde ich gegebenenfalls gerne zurückkommen.

RK: Die Branche musste pandemiebedingt einiges aushalten. Und ohne staatliche Hilfen wäre es nicht gegangen. Wie blickst du in die Zukunft? Wie wird es mit Events und Veranstaltungen in Zukunft weitergehen?

KM: So bitter es klingt – ich denke, im kommenden Jahre wird der Großteil der wirklich großen Live-Veranstaltungen planungssicher in den warmen Monaten stattfinden. Und ein gewisser Anteil der Online-Events wird auch nach der Pandemie bestehen bleiben – was schon allein aus Nachhaltigkeitsaspekten durchaus sinnvoll ist. Durch diese Kostenverlagerung wird mehr Budget bleiben für Live-Events, nach denen die Sehnsucht groß ist. Echte Sorgen macht mir, dass wir kurz- und mittelfristig ein echtes Personalproblem haben und als Branche viel in die Gewinnung und Ausbildung neuer Mitarbeiter investieren müssen.