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Im Interview mit Katja Leistenschneider

21.01.2021 | Bochum

Katja Leistenschneider im Interview

Seitdem sich die Eventbranche in einer der größten Krisen der letzten Jahrzehnte befindet, ist eins klar: Die Branche muss sich wandeln und hybride Events sind die Lösung dafür!

Die Moderatorin Katja Leistenschneider ist eine alte Bekannte für die Eventagentur REVIERKÖNIG und hat in der Vergangenheit das eine oder andere Firmenevent vor Ort moderiert. Und nun? Wir wollen wissen, wie sie sich der neuen, oftmals digitalen Moderationssituation gestellt hat.

Auf ihrer Visitenkarte steht „Kommunikatorin“ und das passt perfekt, denn sie ist mehr als eine Radiomoderatorin, die viele in der Region kennen. Die gebürtige Bochumerin ist enorm vielseitig und neugierig. Sie moderiert darum deutschlandweit von Jubiläumsfeiern bis zu ethischen Fragen der Künstlichen Intelligenz souverän von den Bühnen runter oder auch mitten aus dem Publikum heraus. Daneben entwickelt Katja besondere Veranstaltungsformate wie zuletzt die außergewöhnliche Aktion „Fenster auf!“ (spendenbasierte Corona-konforme Mini-Konzerte vor Mehrfamilienhäusern), aber auch das Wohnzimmer-Festival Pink November.

Im Interview mit dem REVIERKÖNIG fragen wir sie nach ihren Erfahrungen mit der neuen Normalität.

Katja Leistenschneider im Workflow
IG Metall Foto von Bernd Röttgers | Foto in rot von Frank Vinken

RK: Wie hat sich für Dich als Moderatorin das Jahr entwickelt? 

KL: Ich habe zuerst gedacht: Alles klar, ich geh jetzt den Rest des Jahres unter die Gärtner. Wer braucht schon eine Moderatorin in solchen Zeiten? Beim Gärtnern bin ich dann schnell draufgekommen, dass das Unfug ist. Es brauchte nur neue Formen des Zusammenkommens und die brauchten alle: Moderatorinnen und Moderatoren! Im Radio war auf einmal auch irgendwie deutlich mehr zu tun und entsprechend war das Jahr für mich schön trubelig. 

RK: Welche Veranstaltungsformen sind für Dich in diesem Jahr neu dazu gekommen? 

KL: Da waren natürlich die moderierten Zoom-(u.ä.) Veranstaltungen. Meist mit einem Interviewgast zu einem Thema (z.B. Bildungspolitiker zur Frage: Wie kann Bildung in und nach Corona gelingen?). Ich führe online das Interview und Zuschauer und Zuschauerinnen können Fragen im Chat stellen. Dann die hybride Veranstaltung in einem sehr großen Raum mit (wenigen) Gästen auf und vor der Bühne, Live-Stream und Interaktion vor Ort und im Chat. Als drittes dann das „Autokino-Format“ - mit einer 360° Bühne, großen LED-Wänden, Interviews und Konzerten. Und last but not least die vollständig gestreamte Veranstaltung, die eher einer TV-Magazin-Sendung gleicht. Moderation, verschiedene Interviewgäste an unterschiedlichen Stationen im Raum und zugeschaltet und mit vorbereiteten Einspielern, Interaktion via Chat. 

RK: Wie hast Du Dich auf diese Formate vorbereitet? 

KL: Ich bin Radiomoderatorin, habe eine Zeitlang im Bereich Film und Fernsehen gearbeitet. Für mich war die Umstellung auf Online-Formate eine logische Weiterentwicklung. Den Umgang mit und das Agieren vor der Kamera war mir nicht neu und das Timing ist im Radio gelebter Alltag. So hat sich das eigentlich alles sehr selbstverständlich ergeben und war für mich, ehrlich gesagt, eine willkommene Abwechslung. Natürlich muss man sich gut absprechen mit Kamera, Regie und Technik - aber auch das ist eigentlich ein großer Spaß und bietet vor allem auch viele Möglichkeiten, ein Format aufzupimpen.

Bei den Vorbesprechungen ist es wichtig, dass alle am Prozess Beteiligten sich klar machen, was sie wollen und mit welchen Mitteln man dort hinkommt. Es ist nicht damit getan, dass man eine ganz normale Veranstaltung durchzieht und diese einfach abfilmt. Wer wirklich Inhalte oder auch eine Stimmung vermitteln will, der muss die Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Monitor fesseln. Denn anders als analog vor Ort, gibt es hier keine soziale Kontrolle, keine peinliche Situation, wenn man aufsteht und einfach geht, wenn einem langweilig ist. Ganz anders am Monitor. Da wollen die Menschen unterhalten werden, sonst klicken sie weg oder schlafen ungeniert ein. Das ist eine Herausforderung, der man sich bewusst sein sollte. Einfach nur abfilmen ist verschwendete Zeit und verschwendetes Geld.

RK: Welche Vor- und welche Nachteile siehst Du in Online-Veranstaltungen?

KL: Ich glaube, die Vorteile liegen auf der Hand, die Nachteile allerdings auch. Von Vorteil sind die unzähligen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, dass nicht alle Menschen an einem Ort sein müssen. Weder die Zuschauer noch die Vortragenden. Saalmiete, Personal, Catering etc. übertreffen i.d.R. bei weitem die Kosten für ein gutes Kamera- und Regieteam. Wer die Online-Möglichkeiten konsequent nutzt, hat eine größere Auswahl an Referenten, kann Inhalte abwechslungsreich vor- und aufbereiten und knackige und kompakte, spannende Veranstaltungen entwickeln. 

Der Nachteil ist das Fehlen der realen Begegnung, des spontanen Zusammentreffens und, oft übersehen, auch die Impulse oder auch die Entspannung zwischendrin durch künstlerische Einlagen, die online meist wegfallen. 

Hybride Events sind die perfekten Zwitter. Vor Ort können die Menschen eingeladen werden, für die Austausch, Vier-Augen-Gespräche u.ä. gewünscht sind und Impulse geben können. So kann auch eine gewisse Exklusivität hergestellt werden. Informationen aus Impulsen und Vorträgen sind für alle Zuschauer verfügbar. Win-Win-Situation.

RK: Waren hybride Events nur ein kurzfristiger Trend, um auf die Pandemie zu reagieren? 

KL: Meiner Meinung nach sind hybride Events aus der Veranstaltungsbranche nicht mehr weg zu denken. Sie sind eine großartige Ergänzung und Weiterentwicklung. 

RK: Liebe Katja, ganz lieben Dank für das Interview. Und auch wenn uns die hybriden Events noch lange begleiten werden. Ganz ehrlich -wir freuen uns jetzt schon wie Bolle, wenn wir wieder mit Dir ein gemeinsames, analoges Firmenjubiläum oder eine Konferenz rocken.

 

Katja Leistenschneider Portrait