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Interview mit den Gründerinnen von REVIERKÖNIG

14.08.2023 | Bochum

Sandra Caspers und Sandra Rappl

Aus besten Freundinnen werden im Job nicht automatisch auch beste Kolleginnen. Bei Geld hört oft die Freundschaft auf und selbst langjährige Freundschaften können zerbrechen. Dass es trotzdem funktionieren kann, zeigen die Inhaberinnen der Eventagentur REVIERKÖNIG.

Sandra Caspers (51) war zuvor Leiterin Marketing bei SinnLeffers, Sandra Rappl (52) Senior Consultant bei einem marktführenden Outsourcing-Dienstleister im IT-Bereich.

Vor 17 Jahren haben sich die beiden Frauen mit der Eventagentur REVIERKÖNIG, mit Sitz im Schatten des Förderturms der alten Zeche Holland in Bochum-Wattenscheid, selbstständig gemacht.

Team REVIERKÖNIG

Eine Firma mit der besten Freundin - das kanN doch nicht gut gutgehen?

Sandra Caspers: Doch, auf jeden Fall. Die Grundvoraussetzung ist, dass man klar abgegrenzte Aufgabenbereiche und Entscheidungsbefugnisse hat. Außerdem glaube ich, dass man der besten Freundin auch immer mehr vertraut als einer anderen, dritten Person. Das ist ja gerade das Positive – dieses Urvertrauen, was man sonst nur familiär kennt.

Kann man sich privat noch treffen, ohne dass man über die Firma spricht?

Sandra Rappl: Kann man, ist aber schwierig. Man muss es schaffen, dass private Dinge auch privat bleiben. Und genau die muss man dann ab und zu auch in den Vordergrund stellen.

Sandra Caspers: Sicherlich hat man als Unternehmerin eine ganz andere Verbundenheit zum eigenen Unternehmen. Man kann ja letztendlich nie ganz abschalten. Wenn wir uns treffen – oder wenn wir zusammen reiten gehen – dann quatscht man erstmal über den Tag und checkt noch mal alles durch. Irgendwann ist es dann aber auch gut. Das kriegen wir eigentlich ganz gut hin.

Was muss man auf jeden Fall verhindern, damit die Freundschaft nicht in die Brüche geht?

Sandra Caspers: Ich glaube, man muss sich gegenseitig akzeptieren und tolerieren. Jeder hat einen anderen Arbeitsstil und ganz wichtig auch andere Stärken. Zudem haben wir abgegrenzte Bereiche. Sandra Rappl ist verantwortlich für das Firmenkundengeschäft und trifft da auch eindeutig die Entscheidungen. Ich zeichne verantwortlich für das gesamte Thema Marketing/ PR/ Kommunikation im on- und offline Bereich und regel alles Finanzelle. Zudem bin ich zuständig für das Thema Weiterentwicklungen. Und bin sehr stolz, dass wir noch in diesem Jahr ein eigenes Teilnehmermanagement-Tool an den Start gebracht haben. Auch sind noch weitere IT-Projekte in der Pipeline. Es wird nicht langweilig bei uns. Und das, obwohl die Corona-Pandemie die Veranstaltungsbranche schon ziemlich durcheinander gewirbelt hat.  

Und wenn man sich streitet: Kann man privat und geschäftlich dann auseinander halten?

Sandra Caspers: Das kann man – und das muss man sogar. Das sind aber ja auch zwei Ebenen.

Sandra Rappl: Man kann es sich auch nicht leisten, Streit über Tage mit sich herumzutragen. Der muss ausgefochten werden, weil es ja weitergehen muss. Außerdem geht es ja immer um die Sache.

Und wie verhält es sich in Krisensituationen?

Sandra Caspers:  Auch da ist es von Vorteil unterschiedlich zu sein.

Sandra Rappl: Ja, richtig. Unsere „mentalen Tiefs“, die jeder mal hat, fanden nie zeitgleich statt (lacht). Auch in der Corona-Pandemie haben wir uns immer wieder wechselseitig motiviert, die Krise als Chance anzunehmen. Und das haben wir auch getan. Wir haben überlegt, welche digitalen Kernkompetenzen wir aufbauen und optimieren wollen.

Heutzutage sind wir echte Profis in Sachen Digitalevents. Das macht echt stolz. Dazu haben wir überlegt, welche Mehrwerte wir noch anbieten können – ja und bald launchen wir, wie die andere Sandra schon erwähnt hat, den „Anmeldekönig“.

Sind Frauen eigentlich die besseren (Event-)Manager?

Sandra Caspers:  Ich glaube ja. Weil es um ganz viele Dinge geht, die Frauen von Natur aus schon draufhaben. Kommunikation. Frauen sind auch belastbarer. Einige Mitglieder unseres Teams sind schon älter, haben Familie. Sie sind es gewohnt, Kinder, Mann, Sport und alles Mögliche unter einen Hut bekommen müssen. Und Frauen wachsen über sich hinaus, wenn sie in einem Team arbeiten, was sich gut versteht: Und das ist bei uns - Gott sei Dank - der Fall. Es macht richtig Spaß zuzusehen, wie sich Leute entwickeln.

Und bei aller Frauen-Power…. Wir haben auch männliche Teammitglieder, die einen ganz tollen Job machen und auf die wir uns 100-prozentig verlassen können.

Trotzdem dominieren doch die Frauen?! Warum heißt die Agentur dann REVIERKÖNIG und nicht REVIERKÖNIGIN?

Sandra Caspers:  Na ja, die Power und die Macht lag ja meist beim König. Das Frauenthema haben wir bei der Namenssuche aber eigentlich auch gar nicht im Kopf gehabt und wollen das eigentlich auch nicht weiter thematisieren.

Und hinter jedem starken Mann steckt doch im wahren Leben eine noch stärkere Frau, oder 😉.

Welche Bedeutung hat der Name Revierkönig also?

Sandra Caspers:  Der REVIERKÖNIG ist derjenige, der sein Revier unter sich hat. Der sich auskennt. Der neue Möglichkeiten, neue Optionen, neue Locations kennt. Der Name ist da schon Programm. Und er ist natürlich auch gerade im Ruhrgebiet und NRW – in unserem Revier – unheimlich positiv besetzt.

Sandra Rappl: Er strahlt etwas Sympathisches aus. Er ist emotional. Und er steht auch für eine gewisse Position: Über dem König gibt es ja nicht mehr so viel.

Gründen heißt flexibel sein, richtig? Welche Entwicklungen gab es denn in den 17 Jahren beim REVIERKÖNIG?

Sandra Caspers:  Leben ist halt Bewegung. Leben ist Veränderung. Das, was man als Unternehmerin letztendlich immer unter Beweis stellen muss, ist eine gewisse Art von Flexibilität. Als wir vor 17 Jahren angefangen haben, da war es so gut wie nicht bekannt, Erlebnisgeschenke über eine Gutscheinplattform zu kaufen. Also haben wir eine Internetplattform mit mehr als 300 Erlebnissen erschaffen, die dieses möglich gemacht hat. Wir haben von Anfang an versucht, eine Nische zu besetzen, weil wir aus dem Ruhrgebiet kommen, weil wir die Gegend hier einfach geil finden.

Relativ schnell hat sich daraus dann ein erfolgreiches Firmenkundengeschäft ergeben. Und Stärken soll man stärken. Anfang 2020 haben wir das Gutscheinportal verkauft. Das war die logische Konsequenz, um unsere Kräfte zu bündeln und zu fokussieren.

Warum brauchen Unternehmen eigentlich ein Event? Überspitzt gefragt: Würden nicht ein Seminarraum für ein Meeting und ein Festzelt für ein Jubiläum ausreichen?

Sandra Rappl:  Das kommt auf die Ziele an. Natürlich kann das reichen. Aber letztendlich geht es ja darum, Emotionen zu vermitteln, Nachhaltigkeit zu schaffen, Mitarbeiter, Kunden und Partner ans Unternehmen zu binden. Und das schafft man natürlich eher, wenn es ein echtes Erlebnis ist. Also, wenn Emotionen eine Rolle spielen, wenn es eine Inszenierung gibt, wenn es eine Location ist, an die man sich erinnert…. Wo man sich freut, hinzugehen und wo man auch im Nachhinein dran denkt und die ganze Geschichte positiv besetzt ist.

Veranstaltungen, die wir konzipieren, sind aber auch komplex und personalintensiv – da suchen sich Unternehmen gerne Unterstützung. Und kommen wir ins Spiel. 17 Jahre Erfahrung, lange Referenzliste und ein großes Netzwerk an Dienstleistern.

Ist der Erfolg für die Unternehmen eigentlich messbar?

Sandra Rappl:  Ja, in Feedbacks, in positiven Rückmeldungen, in geringeren Fluktuationszahlen, guten Arbeitgeberbewertungen, in „Mehr Spaß an der Arbeit haben“ und und und. Es geht um die emotionale Bindung von MitarbeiterInnen oder auch Kunden. Das wird immer wichtiger. Schauen Sie sich mal aktuelle Stellenbeschreibungen an.

Sandra Caspers: Die Arbeitswelt hat sich durch Corona gewaltig geändert. Darauf müssen Mitarbeiter vorbereitet werden - durch Veranstaltungen, deren Formate auch einem Wandel unterliegen. Hier spreche ich nochmal das Thema Digitalevents an.

Wir erleben aber auch gerade das Revival von Live-Events. Denn der Mensch braucht den Menschen. Insbesondere, wenn viele Mitarbeiterinnen im Homeoffice sind. Wir merken, in einer digitalen Welt will man wieder analoge Erlebnisse haben, live dabei sein. Das zeigen ja auch die Zahlen. Die Eventbranche legt ja Gott sei Dank wieder zu.

Jetzt wird das Ruhrgebiet immer beliebter als Veranstaltungsort. NRW ist Tagungsregion Nummer eins. Special Event Locations spielen eine immer größere Rolle. Was macht den revierkönig so besonders?

Sandra Caspers:  Die Fokussierung auf das Ruhrgebiet und NRW. Wir spielen mit dem Industriecharme. Aber auch mit Landschaften, mit Bildern, mit dem Gefühl, das hier entsteht. Und wir versuchen natürlich auch, Unternehmen ins Ruhrgebiet zu lotsen. Da fühlen wir uns wohl, da kommen wir her.

Sandra Rappl: Was wir machen, ist authentisch. Weil wir mittendrin sind und uns auskennen.

Wann sind sie selbst zufrieden?

Sandra Rappl:  Wenn unsere Auftraggeber aus einer Veranstaltung kommen und begeistert sind. Das macht uns stolz. Dann sind wir alle total happy. Dann haben wir unser Ding gemacht.

Sandra Caspers: Und wenn sich der REVIERKÖNIG stetig weiterentwickelt. Das ist unser Motor. Das treibt uns an. Und das seit 17 Jahren.

Collage Sandra Caspers und Sandra Rappl